Keine stressige und zeitraubende Anfahrt ins Büro, kein gemeinsames Mittagessen mit dem ein oder anderen nervigen Kollegen, keine Telefonanrufe just in dem Moment, in dem man eigentlich das Büro verlassen müsste, um das Kind von der Schule abzuholen – Home Office und Videokonferenz anstelle von Büro und Meeting – ein Traum für jeden Arbeitnehmer/jede Arbeitnehmerin!
Warum, so fragt man sich, lehnen dennoch 72% der Beschäftigten laut einer Umfrage dauerhaftes Home Office und Videokonferenzen anstelle von realen Meetings ab?
Warum werden die Annehmlichkeiten des von zu Hause aus Arbeitens und des digitalen Kommunizierens nicht durch die Bank gefeiert und bejubelt?
Die Antwort ist eine ganz einfache: Die meisten Menschen wollen sich nicht generell sozial distanzieren.
Die durch COVID-19 nötige „soziale Distanz“ ist eine große Belastung für viele Menschen – Kommunikation, die zum Großteil nur noch über digitale Medien passiert, kann auf Dauer niemals den direkten, persönlichen, menschlichen Kontakt zwischen Gesprächspartnern ersetzen.
Denn Kommunikation ist so viel mehr: 55% unserer Kommunikation läuft über Körpersprache, Besprechungen sind nicht bloß der Austausch von Argumenten und Meinungen, im Hintergrund saugen wir nonverbal aus den Blicken, der Haltung, den Bewegungen unseres Gegenübers ein Vielfaches mehr an Information. Diese fehlende Nähe birgt somit nicht nur die Gefahr, unser Gegenüber misszuverstehen sondern bedeutet dauerhaft auch einen Verlust an Empathie und Einfühlungsvermögen.
Viel stärker noch als in herkömmlichen Meetings lässt sich bei Videokonferenzen ebenso feststellen, dass die „Schnellen und Lauten“ zügig das Meeting übernehmen, wer zu langsam und zu leise ist, verbleibt still als kleines, stummes Standbild am Bildschirmrand bis das Zoom-Meeting geschlossen wird.